Leistungsabzeichen / Steiermark

In der Steiermark gab es bereits in den 1930er-Jahren das "Schlauchlegen in Rollen" als Wertungsübung, wie ein vorliegender Zeitungsbericht zeigt. Demzufolge waren dabei auch hohe Bezirksfunktionäre als Bewerter eingeteilt. Die Wertung sollte auch noch für die drei weiteren Bezirksfeuerwehr- und Rettungstage dieses Jahres Gültigkeit haben, was auf ein bereits fortgeschrittenes Bewerbsgeschehen hindeutet. Keinen Hinweis gibt es hingegen aus dieser Zeit auf Leistungsabzeichen.

Spätestens in der 1950er-Jahren waren jedoch Leistungsabzeichen gebräuchlich, wie die vorliegende Broschüre des Steiermärkischen Landesverbandes für Feuerwehr- und Rettungswesen vom 13. Mai 1953 zeigt. Die folgenden Angaben stammen aus dieser Broschüre.

Für den interessierten Leser gibt es den gesamten Text hier zu lesen: pdf logo  

Es gab insgesamt 4 Möglichkeiten, zu einem Leistungsabzeichen zu kommen:

  1. Teilnahme an Leistungsbewerben
  2. Teilnahme an Wettkämpfen
  3. Absolvierung von Lehrgängen an der Landesfeuerwehrschule
  4. Vollbringung einer besonders hervorragenden Tat oder ebensolchen Leistung auf dem Gebiet des Feuerwehr- und Rettungswesens.

Leistungsbewerbe:

Diese bestanden aus drei Teilen: Gruppenübung, Melderstafettenlauf und Beantwortung von Fragen aus dem Feuerwehrdienst.

Die Leistungsbewerbe wurden trocken durchgeführt und fanden für gewöhnlich alljährlich an den Bezirksverbandstagen statt.

Interessant ist auch, dass sich sowohl ganze Gruppen als auch einzelne Feuerwehrangehörige anmelden konnten, wobei im letzteren Fall Gruppen zusammengestellt wurden.

Jede der drei genannten Disziplinen war positiv zu absolvieren. Bei Versagen konnte im nächsten Jahr wieder angetreten werden, wobei allerdings wiederum alle drei Disziplinien positiv zu absolvieren waren.

Wettkämpfe:

Diese bestanden ebenso aus den oben genannten drei Disziplinen und fanden nach Aufruf durch das LFK bei den Abschnitts-, Bezirks- und beim Landesverbandstag statt.

Die Abschnittsbesten rückten zum Bezirkswettkampf und die Bezirksbesten zum Landeswettkampf vor.

Abschnittswettkämpfe wurden trocken, Bezirks- und Landeswettkämpfe nass durchgeführt.

Unterschied zwischen Leistungsbewerb und Wettkampf:

Die für Gruppenübung und Melderstafettenlauf beim Leistungsbewerb festgesetzten Zeiten waren so erstellt, dass die Übungen ruhig und sauber ohne Hasten durchgeführt werden konnten. Offensichtlich hatte auf dieser Ebene Exaktheit Vorrang vor Schnelligkeit. Es waren sogar Mindestzeiten vorgesehen. Wurden diese unterschritten, so gab es keine Gutpunkte, bei Überschreitung waren aber Schlechtpunkte vorgesehen. Überdies war ausdrücklich erwünscht, dass die Gruppen altersmäßig gemischt aufgestellt waren.

Beim Wettkampf kam hingegen das Element Schnelligkeit hinzu. 

Stmk FLA Eisen avers  1952 - 1965 Feuerwehrleistungsabzeichen in Eisen

Das eiserne Leistungsabzeichen erhielten

  • erfolgreiche Teilnehmer am Leistungsbewerb im Alter vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 32. Lebensjahr.
  • Mitglieder ein Wettkampfgruppe, die Sieger im Abschnittswettkampf wurde.
  • Feuerwehrmitglieder, die in Gefahrfällen, Brand- und Katastrophenfällen durch Unerschrockenheit und Tatkraft einen besonderen Erfolg erzielten oder die besondere organisatorische oder ausbildnerische Leistungen vollbrachten.
 Stmk FLA Bronze avers 1952 - 1965 Feuerwehrleistungsabzeichen in Bronze

Das bronzene Leistungsabzeichen erhielten

  • erfolgreiche Teilnehmer am Leistungsbewerb im Alter vom vollendeten 32. bis zum vollendeten 42. Lebensjahr.
  • Mitglieder einer Wettkampfgruppe, die Sieger im Bezirkswettkampf wurde.
  • Teilnehmer am Leistungsbewerb, die bereits das eiserne Leistungsabzeichen erworben hatten, wenn sie an weiteren Leistungsbewerben teilnahmen. Mit jeder erfolgreichen Teilnahme reduzierte sich die Altersgrenze für den Erwerb des bronzenen Leistungsabzeichens um ein Jahr.
  • Feuerwehrangehörige, die mindestens drei Lehrgänge an der Landesfeuerwehrschule mit Erfolg besucht hatten (dabei war keine Mindestzeit, innerhalb der die Lehrgänge absolviert werden mussten, vorgesehen). Nicht als anrechenbare Lehrgänge galten die Feuerbeschaukurse, Schlauchwartekurse, Kurse für Industriebrandberater sowie alle Grundlehrgänge.
  • Feuerwehrmitglieder, die in Gefahrfällen, Brand- und Katastrophenfällen durch Unerschrockenheit und Tatkraft einen besonderen Erfolg erzielten oder die besondere organisatorische oder ausbildnerische Leistungen vollbrachten. 
 Stmk FLA Silber avers 1952 - 1965 Feuerwehrleistungsabzeichen in Silber

Das silberne Leistungsabzeichen erhielten

  • erfolgreiche Teilnehmer am Leistungsbewerb über dem vollendeten 42. Lebensjahr.
  • Mitglieder einer Wettkampfgruppe, die Sieger im Landeswettkampf wurde.
  • Teilnehmer am Leistungsbewerb, die bereits das bronzene Leistungsabzeichen erworben hatten, wenn sie an weiteren Leistungsbewerben teilnahmen. Mit jeder erfolgreichen Teilnahme reduzierte sich die Altersgrenze für den Erwerb des silbernen Leistungsabzeichens um ein Jahr.
  • Feuerwehrmitglieder, die in Gefahrfällen, Brand- und Katastrophenfällen durch Unerschrockenheit und Tatkraft einen besonderen Erfolg erzielten oder die besondere organisatorische oder ausbildnerische Leistungen vollbrachten.
 Stmk FLA Gold avers 1952 - 1965 Feuerwehrleistungsabzeichen in Gold

Das goldene Leistungsabzeichen erhielten

  • Feuerwehrangehörige, die unter eigener Lebensgefahr Menschenleben geretten hatten oder durch Unerschrockenheit und überlegtes Handeln große Katastrophen verhindert und schwere Unfälle vermieden hatten
  • Feuerwehrmitglieder für außerordentliche organisatorische und schöpferische Leistungen im Feuerwehr- und Rettungswesen.

Zusätzlich konnten alle Stufen ehrenhalber und ausnahmsweise auch für allgemeine Verdienste um das Feuerwehr- und Rettungswesen verliehen werden. Eine solche Verleihung war nicht an die Mitgliedschaft zu steirischen Feuerwehren gebunden.

Das steiermärkische Leistungsabzeichen erfüllte also eine mehrfache Funktion. Geehrt werden sollten

  • erfolgreiche Teilnehmer an Leistungsbewerben und Wettkämpfen.
  • Feuerwehrmitglieder, die ihre Freizeit in einem für damalige Verhältnis hohen Ausmaß für die Ausbildung verwendeten.
  • Feuerwehrangehörige für besondere Leistungen im Einsatz, im laufenden Betrieb und in der Ausbildung.
  • Externe (wahrscheinlich Funktionäre aus Politik und vermutlich auch Feuerwehr-Funktionäre aus anderen Bundesländern).



Freitag, 22. November 2024