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- Zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 09. März 2023 09:11
Historische Feuerwehr-Leistungsabzeichen in Oberösterreich |
Die Geschichte der Leistungsbewerbe reicht auch in Oberösterreich schon etliche Jahrzehnte zurück. So berichten etwa die Oberösterreichischen Feuerwehr-Mitteilungen bereits in ihrer Folge 2/3. Jahrgang für die Monate März und April 1951 auf ihrer Titelseite: "Die Wettbewerbe wurden im Jahre 1950 begonnen. Es haben sich viele Feuerwehren daran beteiligt, obwohl sie in vieler Hinsicht eine Probe waren. Aber mit Befriedigung kann das oberösterreichische Feuerwehrkommando feststellen, daß schöne Erfolge erzielt wurden, die uns die Verpflichtung auferlegen, die Wettbewerbe weiter auszubauen und so zu gestalten, daß auch im Ernstfalle gute Leistungen erzielt werden können." Im gleichen Artikel wird auch der Zweck der Feuerwehr-Wettbewerbe festgehalten:
Die Feuerwehr-Wettbewerbe sollten zunächst in drei Formen durchgeführt werden:
Für die erfolgreiche Absolvierung des Leistungswettbewerbes war auch eine entsprechende Würdigung vorgesehen:
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Das Leistungsabzeichen wurde damals noch per Verordnung der Landesregierung festgelegt und im Landesgesetzblatt Nr. 23 vom 30. Juli 1951 veröffentlicht: Interessant ist dabei insbesondere, dass bereits 1951 auch die Leistungsabzeichen in Silber und Gold geschaffen wurden, obwohl diese erst 1954 bzw. 1956 erstmals erworben werden konnten. |
Feuerwehrleistungsabzeichen in Bronze avers |
und revers: Deutlich erkennbar sind das aufgesetzte Wappen, das Nadelsystem und der sehr exakt herausgearbeitete Schriftzug. Das Wappen ist übrigens - auf diesem Foto allerdings nicht erkennbar - nicht angeklebt bzw. angelötet, sondern am Abzeichen lediglich mit einem Splint direkt oberhalb des Nadelsystems befestigt. |
Zumindest in den 1950er-Jahren wurden zu den Leistungsabzeichen auch noch Urkunden ausgegeben. In jeder Urkunde wurden mit Schreibmaschine der Name, das Geburtsdatum und die Feuerwehr des Teilnehmers sowie das Datum des Leistungsbewerbs eingetragen. Zusätzlich wurde die Urkunde mit dem Stempel des OÖLFV versehen und vom Landesfeuerwehrkommandanten persönlich unterschrieben. Außerdem war die Ausstellung der Urkunden gebührenpflichtig, wie aus der Stempelmarke in Höhe von 6 Schilling ersichtlich ist. Hier ein Exemplar aus 1954 zum Feuerwehrleistungsabzeichen in Bronze, das von einem Mitglied der FF Gallneukirchen erworben wurde: |
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Darüber hinaus konnten eine Siegernadel in 3 Stufen und ein Wanderpreis erworben werden:
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Entsprechend selten sind auch Exemplare der Siegernadeln zu finden. Dem Autor ist es jedoch nach jahrelanger Suche gelungen, ein Exemplar der Siegernadel in Bronze zu erwerben. Die Befestigung erfolgte mit einer Sicherheitsnadel, die auf der Rückseite angelötet wurde. |
Siegernadel in Bronze 1953, avers |
Siegernadel in Bronze 1953, revers |
Hier Fotos von weiteren Exemplaren, die dem Autor jedoch nur leihweise zur Verfügung gestellt wurden: |
Eine Vorschrift, wie die Siegernadel an der Uniform anzubringen war, bietet folgendes Bild aus den Oberösterreichischen Feuerwehrmitteilungen Folge 4/3. Jahrgang für die Monate Juli und August 1951. Unter der Überschrift "Abzeichen der Feuerwehr" wird festgestellt:
"Bei den verschiedensten Veranstaltungen wird immer wieder die Wahrnehmung gemacht, daß die Abzeichen der Feuerwehren nicht richtig getragen werden (Anmerkung des Verfassers: ein Umstand, der sich leider bis heute nicht wirklich gebessert hat). ... Um in der Tragweise dieser Abzeichen Klarheit zu schaffen, wird sie nochmals verlautbart."
Es folgen die Vorschriften für das richtige Tragen von:
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Wie bereits oben beschrieben handelt es sich beim "Silbernen Strahlrohr" um ein Unikat. Dieses wird noch heute von der Betriebsfeuerwehr der ÖBB in Linz in Ehren gehalten. Für die Möglichkeit, dieses Exemplar und ein Siegerfoto fotografieren zu können, ein herzliches Dankeschön an unsere Kameraden! |
Einen interessanten Einblick in das Bewerbsgeschehen bieten auch noch die Oberösterreichischen Feuerwehr-Mitteilungen in ihrer Folge 1/4. Jahrgang für die Monate Jänner und Februar 1952. Darin wird der Ablauf des Bewerbes im Detail beschrieben und mit zahlreichen Fotos illustriert. Auch die 30 Fragen und Antworten der theoretischen Prüfung sind angeführt. Hier einige Details zum Leistungsbewerb:
Beim Landes-Löschgruppenwettbewerb erhält die Landessiegergruppe unverändert den Wanderpreis. Überdies erhält sie aber eine Goldmedaille, die zweitbeste Gruppe eine Silbermedaille und die drittbeste Gruppe eine Bronzemedaille im Etui. |
In den Oberösterreichischen Feuerwehr-Mitteilungen Folge 6/5. Jahrgang von November/Dezember 1953 wird auf Seite 6 festgehalten, dass die Früchte der bisherigen Wettbewerbe allmählich zu reifen beginnen. Besonders hervorzuheben sei, dass sich heuer (Anmerkung: also 1953) jeder Bezirk des Landes an diesen Wettbewerben beteiligt hat. Dann kommt folgende Ankündigung: "Auch im kommenden Jahr werden die Wettbewerbe wieder durchgeführt werden. Durch die Einführung des Silbernen Leistungsabzeichens soll der Einheitsfeuerwehrmann erreicht werden." Etwas Verwirrung herrschte zu Beginn des Bewerbsgeschehens. Mehrmals wird in den Oberösterreichischen Feuerwehr-Mitteilungen darauf hingewiesen, dass "alle Nummern in der Gruppe, einschließlich des Gruppen-Kommandanten und des Maschinisten, ausgelost werden". Oder: "Es herrscht bei den Feuerwehren oftmals die Meinung vor, daß für den Erwerb des Silbernen Leistungsabzeichens nur die Nummern 1 bis 6 auszulosen sind. Diese Auffassung ist falsch. Jeder Mann in der Gruppe wird ausgelost, somit auch der Kommandant, der Maschinist und der Melder." |
Feuerwehrleistungsabzeichen in Silber avers |
Auch zum Feuerwehrleistungsabzeichen in Silber gab es eine Urkunde. Hier ein Exemplar aus dem Jahr 1955. Der oben erwähnte Kamerad von der FF Gallneukirchen hat gleich im Folgejahr auch noch die höhere Stufe errungen: |
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Ein interessantes Detail gibt es aus der Nachkriegszeit auch noch zu berichten: Viele unserer Kameraden waren im Krieg gefallen oder verwundet aus diesem zurückgekehrt, sodass einerseits die "ganz alte" Generation nach wie vor zu Einsätzen ausrücken musste, andererseits aber auch zahlreiche Invalide in unseren Reihen zu finden waren. Um auch diesen den Erwerb des Silbernen Leistungsabzeichens zu ermöglichen, wurde erstmals am Samstag, den 13. November 1954, in der Landesfeuerwehrschule eine Leistungsprüfung nach den Sonderbestimmungen abgehalten. Teilnahmeberechtigt waren Feuerwehrmänner, die
nachweisen können. Die Prüfungen wurden mündlich abgenommen und bestanden aus einer Prüfung über das Arbeiten in der Gruppe und in der schriftlichen Beantwortung der für den Erwerb des Silbernen Leistungsabzeichens vorgesehenen Fragen. |
Erstmals in der letzen Ausgabe der Oberösterreichischen Feuerwehr-Mitteilungen Folge 6/Jahrgang 4 für November und Dezember 1954 wurde auf Seite 5 unter der Überschrift "Kommt das Leistungsabzeichen in Gold?" die höchste Stufe erstmals angesprochen. Offenbar wurde das Thema bei den Feuerwehren schon rege diskutiert, sodass sich die Redaktion veranlasst sah, darauf mit einem eigenen Artikel einzugehen. Inhaltlich wurde bestätigt, dass "bereits Besprechungen im Schoße des Landes-Feuerwehrkommandos über die Einführung eines Leistungsabzeichens in Gold geführt worden sind und auch geführt werden! Endgültige Beschlüsse sind aber noch nicht gefaßt worden....Die für den Erwerb des Leistungsabzeichens in Gold zu erfüllenden Bedingungen sind natürlich ebenfalls noch nicht endgültig festgelegt....Auf Grund der bisher schon geführten Besprechungen kann aber schon heute gesagt werden, daß die Bedingungen zum Erwerb des Leistungsabzeichens in Gold selbstverständlich schwieriger und der zur Prüfung vorgeschriebene Stoff umfangreicher sein wird als jener für das bronzene bzw. silberne Leistungsabzeichen! Klar gestellt wurden auch folgende Voraussetzungen:
Angekündigt wurde, dass mit der Einführung der Wettbewerbe voraussichtlich im Frühjahr 1956 zu rechnen ist, was dann auch tatsächlich der Fall war. |
Hier nochmals alle drei Leistungsabzeichen |
Ab 1958 wurden neue Leistungsabzeichen ausgegeben. Diese unterschieden sich von der 1. Version im Wesentlichen in fünf Punkten:
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Nachstehendend das Landeswappen von Oberösterreich mit Erzherzogshut: offizielle Darstellung gemäß LGBl 19/1949, in gleicher Form nochmals enthalten in LGBl 126/1997
Wappen aus dem Feuerwehrleistungsabzeichen in Bronze von 1951 bis 1957
Wappen aus dem Feuerwehrleistungsabzeichen in Bronze Version 1
Wappen aus dem Feuerwehrleistungsabzeichen in Bronze Version 2
Wappen aus dem Feuerwehrleistungsabzeichen in Gold Version 2 |
Zunächst einmal die beiden Abzeichen im Vergleich:
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Hier nun das Feuerwehrleistungsabzeichen in Bronze avers |
und revers: Sehr schön zu erkennen ist, dass bei dieser Version das Wappen nicht aufgesetzt, sondern gleich mitgeprägt wurde. |
Feuerwehrleistungsabzeichen in Bronze avers |
und revers: Deutlich sichtbar ist die hohle Prägung. |
Feuerwehrleistungsabzeichen in Bronze avers |
und revers: Auch hier ist das Wappen aufgesetzt. |
Feuerwehrleistungsabzeichen in Bronze avers Hier ist erstmals auch die Farbe Bronze gut erkennbar. |
Feuerwehrleistungsabzeichen in Silber avers |
Feuerwehrleistungsabzeichen in Silber avers |
und revers: |
Feuerwehrleistungsabzeichen in Gold avers |
Feuerwehrleistungsabzeichen in Gold avers |