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- Zuletzt aktualisiert: Sonntag, 06. Januar 2019 15:33
Der Silberne Ehrenring des Oberösterreichischen |
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Als absolute Rarität muss wohl diese Auszeichnung aus den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Laut Verhandlungsschrift über die Sitzung des Beirates des OÖ. Landesverbandes für das Feuerwehr- und Rettungswesen (entspricht etwa der heutigen Landes-Feuerwehrleitung) vom 8. August 1931 in der Feuerwehrschule in Linz - veröffentlicht in der "Zeitschrift der oberösterreichischen Feuerwehren" auf Seite 3 der Ausgabe Nr. 4 vom Dezember 1931 - berichtete Fritz Heiserer, Obmann des Landesverbandes (vergleichbar dem heutigen Landes-Feuerwehrkommandanten), dass er den Auftrag erhalten habe, ein äußeres Zeichen für die besondere Ehrung verdienter Kameraden zu schaffen . Praktischer Weise hatte er sich auch bereits Gedanken über diese Auszeichnung gemacht, schlug für diesen Zweck einen Ring vor und hatte auch gleich einige Musterzeichnungen parat. Auch die Landesregierung hatte zu dieser Art der Auszeichnung bereits die Zustimmung erteilt. Die Stiftung des Ehrenringes wurde "mit Stimmeneinhelligkeit" beschlossen. Die Anzahl der jährlich im Inland zu vergebenden Auszeichnungen war mit 12 beschränkt, für das Ausland gab es keine Beschränkungen. In der Sitzung des Beirates vom 12. Februar 1932 - siehe Verhandlungsschrift in der "Zeitschrift der oberösterreichischen Feuerwehren" auf Seite 3 der Ausgabe Nr. 1 vom Mai 1932 - konnte Heiserer berichten, dass nunmehr die Genehmigung der Landesregierung für den Ehrenring vorliege. Er wies nochmals auf die Anzahl von 12 möglichen Auszeichnungen pro Jahr an Inländer und die unbeschränkte Verleihungsmöglichkeit an Ausländer hin. Mit dem Ring zugleich wird eine künstlerisch gestaltete Urkunde ausgegeben. Da seit der Stiftung 3 Jahre vergangen waren, standen insgesamt bereits 36 Ringe zur Verfügung. Was also damit tun? Folgender Beschluss wurde gefasst: "Der Ehrenring wird vorderhand an die Mitglieder des Beirates verliehen. Das sind: Die drei Vorsitzenden, die 16 Kreisleiter, der Obmann des technischen Ausschusses und die drei Mitglieder der Oö. Landesregierung." Und damit noch nicht genug: Einstimmig wurde auf Antrag des provisorischen Kreisleiters Trimbacher beschlossen, den Ehrenring auch an Frau Luise Heiserer zu verleihen, weil sie "bei allen bisherigen Kursen die Arbeiten für die Verpflegung der Kursteilnehmer geleistet hat, weshalb ihr der Verband zu Dank verpflichtet sei". Offenbar waren auch unsere Vorfahren nicht ganz frei von Eitelkeit und nutzten die Gelegenheit, sich selbst und die Gattin des Vorsitzenden auszuzeichnen. Für die restlichen, noch verfügbaren Ehrenringe mussten die Feuerwehren Eingaben im Dienstweg machen. Verleihungen erfolgten primär an verdiente Funktionäre, auch auf Ortsebene. In der Sitzung der Verbandsleitung vom 12. September 1934 wurde beschlossen, den Ehrenring auch für 50jährige Dienstzeit zu verleihen - Verhandlungschrift in der "Zeitschrift der oberösterreichischen Feuerwehren" Seite 11 der Ausgabe Nr. 1 vom September 1934. Am 15. November 1934 - Verhandlungsschrift veröffentlicht in der "Zeitschrift der oberösterreichischen Feuerwehren" auf Seite 3 der Ausgabe Nr. 4 vom Dezember 1934 - wurde einstimmig der Beschluss gefasst, nur jenen Wehrkameraden den Ehrenring samt Diplom zu verleihen, die sich Verdienste um die Freiwillige Feuerwehr erworben haben. Überdies wird festgehalten, dass das "übergroß dimensionierte" Diplom in Zukunft durch ein kleineres Format ersetzt wird. 1935 wurde schließlich beschlossen, dass nach 50 Dienstjahren kein Anspruch auf den Ehrenring bestehe, sondern dieser lediglich verliehen werden kann. Mit dem Anschluss Österreichs an Deutschland im Jahr 1938 wurde der Landesverband für das Feuerwehr- und Rettungswesen aufgelöst und somit auch die Verleihung des Ehrenringes eingestellt. Aufgrund der beschränkten Anzahl von 12 Ringen pro Jahr, konnten somit lediglich 108 Ehrenringe verliehen werden, zusätzlich noch die für 50jährige Mitgliedschaft und jene an ausländische Funktionäre aus dem Feuer- und Rettungswesen. Es ist daher davon auszugehen, dass in Summe nur einige Hundert Ehrenringe verliehen wurden. |
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Franz Pfoser - Träger des Ehrenringes Gelegentlich hat man als Autor auch das Glück, Raritäten und die damit zusammenhängende Geschichte aus quasi erster Hand zu erhalten. Der Enkel von Franz Pfoser, Vize-Bürgermeister Heinrich Pfoser aus der Gemeinde Nebelberg, ist heute noch im Besitz des Ehrenringes und des Feuerwehr-Passes seines Großvaters. Franz Pfoser wurde am 25. April 1869 in Stollnberg (Gemeinde Ulrichsberg, Bezirk Rohrbach, Oberösterreich) geboren. Bereits mit seinem 16. Lebensjahr trat er der Feuerwehr bei und war auch im Rahmen seines Militärdienstes als Batallionshornist im Range eines Korporals Mitglied der Kasernenfeuerwehr. Er war der Initiator der Freiwilligen Feuerwehr Nebelberg und wurde bei der Gründungsversammlung am 20. Dezember 1900 auch zu ihrem ersten Kommandanten gewählt. Damals hatte die Feuerwehr 27 Mitglieder. In der Feuerwehrchronik ist nachzulesen, dass er bei seinen Bittgängen nach Ulrichsberg und zum Abt des Stiftes Aigen-Schlägl keine Mühen gescheut hat, um Geld und Uniformen herbei zu schaffen. Seiner Tatkraft verdankt der Verein auch die erste bescheidene Ausrüstung. Seine große Stunde schlug 1910 bei einem Großbrand in Hochkraml (Gemeinde Julbach, Bezirk Rohrbach, Oberösterreich) als er gemeinsam mit 2 Feuerwehrmännern aus Julbach 5 Personen, die durch das Feuer eingeschlossen waren, das Leben gerettet hat. Für diese Tat - in Kombination mit seinen Verdiensten als Gründungskommandant der Feuerwehr Nebelberg und seinem 50jährigen Dienstjubiläum - erhielt Franz Pfoser schließlich 1936 aus den Händen von Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner den Ehrenring. |
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