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- Zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 23. September 2021 19:38
Kaiserreich Österreich-Ungarn / Transleithanien: |
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Von damaligen österreichischen Beamten geprägt ist die Aufteilung der Doppelmonarchie in Cisleithanien und Transleithanien, also die Länder dies- und jenseits des Flusses Leitha. Die vereinigten Länder der Stephanskrone (Transleithanien) umfassten im Laufe der Geschichte das heutige Ungarn, die heutige Slowakei, die Karpatenukraine, das Banat, die heute serbische Vojvodina und das Burgenland, ebenso Siebenbürgen (im nordwestlichen Teil des heutigen Rumänien), winzige Teile des heutigen Polen, das damalige Königreich Kroatien und Slawonien sowie Fiume, das heute kroatische Rijeka. Im Gegensatz zu den meisten anderen Teilen der Habsburgermonarchie lagen diese Länder alle außerhalb des bis 1806 bestehenden Heiligen Römischen Reichs. Während die Feuerwehrmänner im restlichen Kaiserreich noch lange auf eine sichtbare und vor allem tragbare Anerkennung warten mussten, gab es eine solche in Ungarn bereits seit 1884. Festzuhalten ist aber gleich vorweg, dass es sich dabei nicht um eine staatliche Auszeichnung handelte, sondern um eine solche des ungarischen Landes-Feuerwehr-Verbandes. Nicht gesichert ist aus Sicht des Autors aktuell, ob sich der Wirkungskreis des Verbandes auf das gesamte Transleithanien oder doch nur auf das eigentliche Ungarn beschränkte. Wie gesagt, bereits 1884 wurden die ersten Dienstzeichen, und zwar mit Beschluss des 7. ordentlichen Feuerwehr-Kongresses in Chemnitz, gestiftet. Verliehen wurden sie in drei Stufen für 5, 10 und 15 Jahre ununterbrochene Dienstzeit. Die Medaillen haben einen Durchmesser von 35 mm. Die erste Stufe (5 Jahre) ist aus Bronze, die zweite Stufe (10 Jahre) aus Silber, die dritte Stufe (15 Jahre) schließlich aus vergoldetem Silber. Die Vorderseite zeigt in der Mitte einen nach links gewandten Feuerwehrhelm, darunter zwei gekreuzte Feuerwehrbeile und diese wieder unterlegt mit einem nach oben offenen Eichenlaubkranz. Dieses Ensemble ist umgeben von der Umschrift MAGYAR ORSZÁGOS TÜZOLTÓ SZÖVETSÉG, was übersetzt Ungarischer Landes-Feuerwehr-Verband bedeutet. Auf "6 Uhr" befindet sich in den römischen Ziffern V, X bzw. XV die Dienstzeit in Jahren. Auf der Rückseite findet man wieder den Feuerwehrhelm mit den beiden Feuerwehrbeilen. Der Helm ist diesmal jedoch nach rechts gewandt, der Eichenlaubkranz fehlt. Am oberen Ende des Medaillons findet sich die Inschrift SZOLGÁLATI ÉREM (Dienstzeichen), am unteren Ende die Inschrift ALAPITTATOTT 1884 (wörtlich: gegründet 1884, wohl aber besser frei übersetzt mit gestiftet 1884, da es hier ja nicht um die Gründung des Verbandes, sondern um die Stiftung des Dienstzeichens geht). Die beiden Inschriften sind auf "9 Uhr" bzw. auf "3 Uhr" jeweils durch einen sechszackigen Stern getrennt. Die Medaillen wurden an einem Durchzugsband in den ungarischen Nationalfarben grün-weiß-rot auf der linken Seite der Brust ausschließlich auf der Feuerwehruniform nach allen anderen militärischen und zivilen Orden, Auszeichnungen etc. getragen (Anmerkung des Autors: In den wenigen Versteigerungen, in denen diese Medaillen überhaupt mit Band angeboten werden, ist dieses meist in Form eines Dreiecks, was darauf schließen lässt, dass es sich um ein nachträglich angebrachtes Band handelt). |
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Ungarische Feuerwehr-Dienstmedaille 1884 |
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Ungarische Feuerwehr-Dienstmedaille 1884 2. Klasse am Dreiecksband (siehe dazu jedoch unten) links avers, rechts revers |
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Ungarische Feuerwehr-Dienstmedaille 1884 |
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Ungarische Feuerwehr-Dienstmedaille 1884 |
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Ungarische Feuerwehr-Dienstmedaille 1884 von links nach rechts 1. bis 3. Klasse |
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Die Medaillen wurden übrigens nur an Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren verliehen. Die Kosten hatte die jeweilige Feuerwehr zu tragen. Wurde eine höhere Stufe erworben, so war die niedrigere Stufe an den Landes-Feuerwehr-Verband zu retournieren. Die örtliche Feuerwehr hatte in diesem Fall nur die Differenz der Prägekosten zu begleichen. Zeiten, die in verschiedenen Feuerwehren des Verbandes gedient wurden, wurden zusammengerechnet. Eine Unterbrechung von max. 6 Monaten wurde nicht berücksichtigt. Dauerte die Unterbrechung aber länger, so war die gesamte Vordienstzeit erloschen. Ausgenommen davon war lediglich eine Unterbrechung durch den Militärdienst. Nach dem Tod verblieb die Medaille den Erben, falls es keine gab, war die Medaille durch die Feuerwehr dem Verband zu retournieren. Die ersten Verleihungen gab es übrigens erst 1886, und zwar an die Freiwillige Feuerwehr der Alt Ofener Schiffswerft. |
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Im Zusammenhang mit dem Bemühen, eine staatliche Auszeichnung für 25jährige Dienstzeit in der cisleithanischen Reichshälfte zu etablieren, erschien am 05.05.1897 in den Feuerwehr Signalen XIV Jahrgang Nr. 15 auf den Seiten 1 und 2 folgender Artikel, der auch die Statuten der hier beschriebenen Auszeichnung enthält: |
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Erste Pläne zur Änderung Bereits 1884 gab es Überlegungen, die erforderliche Dienstzeit zu verlängern. Diskutiert wurde dabei eine bronzene Medaille für 10 Jahre, eine silberne für 15 Jahre und eine goldene für 20 Jahre. Es blieb aber beim Plan. |
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Tatsächliche Änderung 1902 Bei der am 18. Oktober 1902 in Eger abgehaltenen Landesversammlung wurde für die Dienstmedaillen ein neues Statut beschlossen. Es wurde nicht nur das Aussehen der Dienstmedaillen verändert, sondern auch die Anzahl der Stufen auf 6 erhöht. Überdies waren nunmehr auch die Mitglieder von Fabriks-, Berufs- und bezahlten Feuerwehren anspruchsberechtigt. Wurde eine höhere Stufe verliehen, so musste die niedrigere nicht mehr an den Landes-Feuerwehr-Verband zurückgegeben werden. Es stand vielmehr im freien Ermessen der eigenen Feuerwehr, die niedrigere Stufe einem anderen Mitglied, das die erforderliche Dienstzeit erreicht hatte, zu verleihen oder sie dem bisherigen Inhaber zu belassen. Getragen werden durfte jedenfalls nur die jeweils höchste verliehene Stufe. Das bisherige Durchziehband wird nunmehr durch das in der Monarchie übliche Dreiecksband ersetzt. Die ersten beiden Klassen für 5 bzw. 10 Jahre sind aus Bronze, die dritte und vierte Klasse für 15 bzw. 20 Jahre aus Silber. Auf der Vorderseite befindet sich mittig ein Feuerwehrhelm über zwei gekreuzten Beilen, im unteren Teil ein offener Eichenkranz zwischen dessen beiden Enden die Dienstzeit in römischen Ziffern angegeben ist. Zusätzlich ist die Umschrift "A MAGYAR ORSZÁGOS TÜZOLTÓ SZÖVETSÉG SZOLGÁLATI ÉRME" (Dienstmünze des ungarischen Landes-Feuerwehr-Verbandes) angeführt. Die Medaillen der 2. bzw. 4. Klasse sind von einem nach links gerichteten Feuerwehr-Kommandantenhelm überhöht. Die Rückseite zeigt das Wappen des ungarischen Landes-Feuerwehr-Verbandes sowie die Umschrift "Alapittatott 1884, illetve 1902" (Gestiftet 1884, bzw. 1902). Die Medaillen hatten einen Durchmesser von 35 mm. Die Dienstzeichen 5. und 6. Klasse für 25 bzw. 30 Dienstjahre sind aus Silber mit einem Durchmesser von 40 mm. Im Zentrum der Vorderseite ist in römischen Ziffern die Dienstzeit angegeben. Wohl aus Platzgründen war die Umschrift nur in der abgekürzten Form "A m. o. tüzoltó szöv. szolgat. érme" angegeben. Das zentrale Medaillon bildet den Mittelpunkt eines fünfzackigen Sternes, der rot emailliert und von einem grün emaillierten Lorbeerkranz sowie Feuerwehrinsignien umgeben ist. Beim Dienstzeichen 6. Klasse ist analog zur 2. bzw. 4. Klasse wieder die Überhöhung durch den Feuerwehr-Kommandantenhelm zu finden. Im Zentrum der Rückseite findet sich wieder das Wappen des ungarischen Landes-Feuerwehr-Verbandes mit der Inschrift analog zu den ersten 4 Klassen. Die soeben beschriebenen Medaillen der 1. Version dürften aber nur sehr kurz verliehen worden sein, da diese kaum am Markt auftauchen. Die nunmehr verliehene 2. Version unterscheidet sich maßgeblich von der 1. Version. Das Zentrum der ersten 4 Klassen wird nun von einer römischen Ziffer gebildet, die von einem oben offenen Lorbeerkranz umgeben ist. Dieser wird durch zwei Lorbeerzweige gebildet, die durch eine Schleife verbunden werden. Die Umschrift ist unverändert. Auf der Rückseite fehlen nun die Worte "illetve 1902". Die Medaillen hatten folgendes Aussehen: |
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1. Klasse | |
Form: | Medaille |
Metall: | Bronze |
Durchmesser: | 38 mm |
Überhöhung: | keine |
Ungarische Feuerwehr-Dienstmedaille 1884 in der Form ab 1902, 2. Version |
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2. Klasse | |
Form: | Medaille |
Metall: | Bronze |
Durchmesser: | 38 mm |
Überhöhung: | nach links gerichteter Feuerwehr-Kommandantenhelm |
Ungarische Feuerwehr-Dienstmedaille 1884 in der Form ab 1902, 2. Version 2. Klasse mit korrekter Überhöhung links avers, rechts revers |
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3. Klasse | |
Form: | Medaille |
Metall: | Silber |
Durchmesser: | 38 mm |
Überhöhung: | keine |
Ungarische Feuerwehr-Dienstmedaille 1884 in der Form ab 1902, 2. Version 3. Klasse links avers, rechts revers |
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4. Klasse | |
Form: | Medaille |
Metall: | Silber |
Durchmesser: | 38 mm |
Überhöhung: | nach links gerichteter Feuerwehr-Kommandantenhelm |
Ungarische Feuerwehr-Dienstmedaille 1884 in der Form ab 1902, 2. Version 4. Klasse mit nicht korrekter Überhöhung (Helm verkehrt montiert) links avers, rechts revers |
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5. Klasse | |
Form: | fünfzackiger Stern mit je 1 Spitze |
Metall: | Silber |
Durchmesser: | 40 mm |
Überhöhung: | keine |
Ungarische Feuerwehr-Dienstmedaille 1884 in der Form ab 1902, 2. Version 5. Klasse avers und revers Die Umschrift auf der Vorderseite ist im Gegensatz zum nachfolgenden Bild aber abgekürzt: "A M. O. TÜZOLTÓ SZÖV. SZOLGÁL. ÉRME" |
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Ungarische Feuerwehr-Dienstmedaille 1884, in der Form ab 1902, 2. Version 5. Klasse avers Die Umschrift auf der Vorderseite lautet: "A MAGYAR ORSZ. TÜZOLTO SZÖVETSÉG SZOLGÁLATI ÉRME" |
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6. Klasse | |
Form: | fünfzackiger Stern mit je 1 Spitze |
Metall: | Silber |
Durchmesser: | 40 mm |
Überhöhung: | nach links gerichteter Feuerwehr-Kommandantenhelm |
Ungarische Feuerwehr-Dienstmedaille 1884, in der Form ab 1902, 2. Version 6. Klasse mit nicht korrekter Überhöhung (Helm verkehrt montiert) links avers, rechts revers |
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Hinweis für den genauen Beobachter: In der Version von 1884 wird die Bezeichnung "szolgálati érem" verwendet, was wörtlich übersetzt "Dienst-Medaille" bedeutet. In den Versionen ab 1902 findet sich hingegen "szolgálati érme". Was auf den ersten Blick wie ein Schreibfehler aussieht, entpuppt sich bei der wörtlichen Übersetzung als "Dienst-Münze" (Anmerkung des Autors: Im deutschen Kaiserreich wurde der Begriff Münze im Zusammenhang mit Feldzugsmedaillen - China-Denkmünze, Südwestafrika-Denkmünze - verwendet.) | |
Erweiterung 1916 Mitten im 1. Weltkrieg, als die Feuerwehren durch die eingezogenen Kameraden ohnehin personell ausgedünnt waren, wurden die Dienstzeichen auf einer Landesversammlung um zwei Klassen für 35 bzw. 40 Jahre Dienstleistung erweitert. Entsprechend selten sind auch derartige Stücke am Markt erhältlich. Das Aussehen war dabei an die bestehenden 5. bzw. 6. Klassen angelehnt, allerdings ist die Rückseite weiß emailliert: |
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7. Klasse | |
Form: | fünfzackiger Stern mit je zwei kugeligen Spitzen |
Metall: | Silber |
Durchmesser: | 40 mm |
Überhöhung: | keine |
Ungarische Dienstmedaille 1884, in der Form ab 1916 7. Klasse links avers, rechts revers |
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8. Klasse | |
Form: |
fünfzackiger Stern mit je zwei kugeligen Spitzen |
Metall: |
Silber |
Durchmesser: | 40 mm |
Überhöhung: | nach links gerichteter Feuerwehr-Kommandantenhelm |
Ungarische Dienstmedaille 1884, in der Form ab 1916 |
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Auffällig ist generell, dass bei Auktionen - neben der bereits oben beschriebenen Tatsache, dass beinahe nur Stücke mit Dreiecksband auftauchen - insbesondere laufend Dienstzeichen angeboten werden, bei denen das Band verkehrt herum angebracht ist. Ebenso finden sich regelmäßig Stücke, bei denen der Helm in der Überhöhung fälschlicher Weise nach rechts gerichtet und teilweise auch fix angelötet ist. Dies sind alles ziemlich sichere Indizien für eine nachträgliche "Aufbesserung" zur Erzielung eines besseren Verkaufserlöses. |
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1911: Endlich auch die staatliche Anerkennung: Die Stiftung der 25jährigen Dienstmedaille durch den Kaiser im Jahr 1905 erfolgte nur für Cisleithanien, die Ungarn gingen zunächst leer aus. Das rief natürlich deren Funktionäre verstärkt auf den Plan. Diese hatten erstmals 1904 einen Vorstoß unternommen. Der Kaiser stiftete aber erst am 27. Mai 1911 die gewünschte Medaille, nachdem er auf der Belassung des orangegelben Bandes bestanden hatte. Der Text des Statuts gleicht jenem für die österreichische Medaille weitgehend. Die Vorderseite wurde jedoch unterschiedlich gestaltet. Während die cisleithanische Medaille eine Büste des Kaisers zeigt, findet sich bei der transleithanischen Medaille ein Brustbild des Kaisers in der Uniform eines Feldmarschalls. Dabei ist das Brustbild deutlich größer ausgeführt als die Büste, was in Versteigerungskatalogen gelegentlich zur Unterscheidung in "kleiner Kaiser" versus "großer Kaiser" führt. Die Rückseite der transleithanischen Medaille enthält keine Inschrift, sondern weist mittig die Zahl XXV, darüber die Stephanskrone und darunter einen nach oben offenen Lorbeerkranz auf. Nur für den Spezialisten erkennbar ist hingegen, dass es in Ungarn zwei Münzstätten gab, die sich auf der Rückseite "verewigten". |
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Feuerwehr-Dienstmedaille 25 Jahre |
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Nur für Spezialisten: Auf der Rückseite befindet sich auf "6 Uhr" der Hinweis auf die Münzstätte BP - Budapest, KB - Kremnitz |